Die christliche Hoffnung steht jenseits von Leidenschaft und Erkenntnis, wie sie die Geisteshaltung der Welt verkörpert. Deshalb brauchen wir uns nicht davor zu fürchten, dass unsere Hoffnung in den Kampf mit den Mächten der Finsternis, der Hoffnungslosigkeit und der Unwissenheit eintritt. Im gleichen Zug müssen wir voll aufmerksamer Wachsamkeit sein, denn der christliche Optimismus ist kein Gefühl von Euphorie, der jede Angst und jede Tragödie ausschließt. Die Versuchung, der wir ständig ausgesetzt sind, besteht darin, die tragischen Wirklichkeiten des Menschen und der Welt auszublenden zugunsten eines einfältigen Optimismus. Der einzig christliche zu nennende Optimismus liegt in einer Hoffnung auf Sieg und Befreiung, die die menschliche Tragödie transzendiert, und zwar, weil dieser Sieg der Sieg Christi ist, der gekreuzigt wurde und auferstanden ist.
In dieser Zeit der Erwartung, die uns auf Weihnachten vorbereiten möchte, ist es nur gut, sich an diese Ernsthaftigkeit und Angst zu erinnern, die uns umfangen müssen, denn die Geburt Christi ist der Anfang eines tragischen Kampfes zwischen dem Licht und der Finsternis: Wir wissen um den Preis, mit dem der Sieg erkauft wurde. Lassen wir uns also nicht durch ein in die Irre führendes Fest mobil machen, das unsere kommerzielle Gesellschaft vor uns entworfen hat, um der Angst zu entfliehen. Weihnachten ist nicht nur die erhebende Feier der Unschuld und der Kindschaft. Unsere Erwartung gleicht der eines Königs, der sicherlich lächeln wird über das Stroh der Krippe, doch der auch weint, da er weiß, dass am Ende der Tragödie, die begonnen hat, das Kreuz steht.
Die Kirche bereitet uns also darauf vor, das Kommen eines « großen Propheten » zu erwarten, den die Schrift angekündigt hat: eines Erlösers, eines Friedensfürsten. Wir sind eingeladen, das Licht des Glaubens auszurichten auf den eigentlichen Sinn des Lebens, der Geschichte, des Menschen und unseres ganzen Seins. Wir erwarten das Kommen des Einen, die Anwesenheit des Gottessohnes, des Christus, auf unserer Erde. Und wir sind Zeugen dieser Anwesenheit inmitten aller unergründlichen Tragödien dieser Welt. Deshalb kann unsere Erwartung nicht darin bestehen, aus dieser Welt in einen nebulösen Bereich zu fliehen, sondern darin, die Tragödie dieser Welt in unserem Fleisch mitzutragen.
Die Frage des Täufers Johannes « Bist Du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten? » ist unserem Glauben erneut gestellt, um ihn zu erproben. Wir jedoch wissen jetzt, dass es den Tod und die Auferstehung gab. Sind wir aber von ihnen so überzeugt, dass unser ganzes Leben durch sie umgestaltet wurde? Gregor der Große wollte, dass jeder Christ die prophetische Sendung des Täufers Johannes weiterführe, indem er den Vorrang Gottes in der Welt bezeugt. Christ ist der, der sagt: « Ich weiß, dass Er, der kommen soll, gekommen ist, und dass er seine Sendung für die Welt vollbracht hat. » Und diese Gewissheit sollen und müssen wir unsererseits weitergeben.
Das Kommen Christi in die Weltzeit ist eine Wirklichkeit. Wir wiederum sind durch unsere Taufe zur Gänze als Beteiligte hineingenommen in diese Wirklichkeit. Fragen wir uns während dieser Zeit des Bedenkens und der Erwartung, wie es um unseren Glauben an diese Wirklichkeit steht. Dann werden wir in der Freude über diese Gewissheit in der Höhle unseres Herzens Ihn empfangen können, der das Licht der Welt ist und aufstrahlt für das Heil aller. Beten wir füreinander und für die Welt, die „in Geburtswehen liegt“, auf dass die Geburt des Herrn für alle zur Hoffnung und zur Befreiung wird, die zum Himmelreich führt.