Unser Glaube

Der heilige Apostel Thomas

Gedenktag

6. Oktober

Der heilige Apostel Thomas: war bis zu seiner Berufung als Jünger Fischer am See Genezareth. Das Johannesevangelium beschreibt die Hingabe, die der heilige Thomas für seinen Herrn und Meister Jesus Christus empfand: Als der Herr nach Judäa zurückkehren wollte, wo die Juden ihn hatten steinigen wollen, schloss sich ihm Thomas mit den Worten an: „Lasst uns mit Ihm gehen, um mit Ihm zu sterben.“ ( Joh. 11, 5-16). Der heilige Thomas wird in den Apostellisten aller vier Evangelien und der Apostelgeschichte erwähnt. Außer im Johannesevangelium kommt er aber nur in der Aufzählung der Jünger und dabei in der mittleren Jüngergruppe vor. Im Johannesevangelium - dort drei Mal mit dem Beinamen Didymus, der griechischen Übersetzung für den hebräisch- aramäischen Namen Thomas = Zwilling - nimmt er mit sieben Nennungen - so auch im Bericht über das heilige Abendmahl (Johannesevangelium 14, 1-7) - eine wichtige Rolle ein. In Johannesevangelium 21, 2 wird er sogar an zweiter Stelle in der Jüngerliste direkt nach dem heiligen Apostel Petrus genannt.

Berühmt wurde der heilige Apostel Thomas durch seine Zweifel an der Auferstehung des Herrn und sein Verlangen, handgreiflich die Auferstehung zu überprüfen. Erst nachdem der Herr ihn aufforderte, seine Wundmale zu berühren, konnte er das Unfassbare glauben und bekannte: „Mein Herr und mein Gott!“ Damit erkannte er als Erster der Jünger die göttliche Natur Christi (Johannesevangelium 20, 24-29).

Die syrischen Thomas-Akten erzählen, dass der Herr Jesus Christus dem heiligen Apostel Thomas erschien und ihn aufforderte, dem Boten des Königs Gundisar nach Indien zu folgen, da der König den besten Baumeister suche, um sich einen Palast nach römischer Bauweise errichten zu lassen. Der heilige Thomas wurde mit Abbanes, dem Boten, unterwegs veranlasst, an der Hochzeit einer Königstochter teilzunehmen. Er verkündete auf dieser Hochzeit die frohe Botschaft des Evangeliums zum ersten Mal auf indischem Boden und das Brautpaar bekehrte sich und wurde vom heiligen Apostel gesegnet.

Bei Gundisar angelangt, zeichnete der heilige Apostel diesem einen Palast und erhielt große Schätze zum Bau, verteilte diese aber während der Abwesenheit des Königs an die Armen, predigte das Evangelium und bekehrte Unzählige. Dem zurückgekehrten empörten König, der Thomas in den Kerker warf, erschien sein vor kurzem verstorbener Bruder. Der erklärte ihm, dass der Heilige für ihn im Jenseits den prächtigsten Palast errichtet habe, worauf Gundisar sich bekehrte und den Apostel zur Verkündigung des Evangeliums in fernere Gebiete reisen ließ.

Hinter den volkstümlichen Darstellungen der Legenden lässt sich historisch greifbar festhalten , dass der heilige Apostel Thomas nach den Darstellungen der Thomasakten etwa im Jahr 40 n. Chr. Jerusalem verließ und, nachdem er in den Jahren von 42 bis 49 unter den Menschen des Nahen Ostens im heutigen Irak, Iran, Afghanistan und Belutschistan evangelisiert hatte, im Jahre 53 Nordindien erreichte. Die Didache oder Zwölf-Apostel-Lehre, eine frühchristliche Schrift die etwa um das Jahr 100 entstand, enthält den ältesten schriftlichen Hinweis auf die Missionstätigkeit des Heiligen in Indien. Es heißt dort, er habe in Indien und den umliegenden Gegenden die Kirche gegründet. Danach reiste er entlang der südwestlichen Malabarküste Indiens im heutigen Bundesstaat Kerala und gelangte schließlich ins südindische Madras.

Nach der frühchristlichen Schriftsteller Origines wirkte der Apostel als Glaubensbote bei den Parthern in Mesopotamien im heutigen Irak; in Edessa - dem heutigen Sanlιurfa in der Türkei -, ist die Verehrung seit dem 4. Jahrhundert nachgewiesen. Der heilige Ephraem der Syrer berichtete ebenso wie die syrischen Thomasakten über seine Missionstätigkeit in Indien. Der heilige Johannes Chrysostomus berichtet uns, dass der Apostel dabei die heiligen drei Magier, die das Christuskind angebetet und ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe dargebracht haben, getroffen, getauft und zu Bischöfen geweiht habe. Er durchzog, das heilige Evangelium predigend, noch viele weitere Gegenden des indischen Subkontinentes, bis er in Madras kam und dort die Nichtigkeit der in den Götzenbildern verborgenen Dämonen entlarvte. Nach der einen Überlieferung geriet der Oberpriester des Tempels dadurch sosehr in Rage, dass er den heiligen Apostel Thomas mit seinem Schwert durchbohrte, nach einer anderen Überlieferung wurde der heilige Apostel von feindlich Gesinnten mit Lanzen durchstochen. Als Ort seines Martyriums geben die Überlieferungen Mailapur, den heutige Stadtteil Mayilapuram in Madras, an. Der König Misdai ließ ihn dort ehrenvoll begraben.

Als die Portugiesen Mailapur eroberten, fanden sie auf dem Gipfel des Berges eine zerfallene, steinerne Kapelle vor. Sie wollten sie zum Andenken des heiligen Apostels wieder herstellen und da sie bis zu den Grundmauern hinunter gruben, zogen sie eine Marmorplatte heraus, auf welcher sich ein Kreuz eingraviert war. Um das Kreuz herum konnte man in eingegrabenen Schriftzügen in mittelpersischer Sprache lesen, dass Jesus, geboren aus Maria, der Jungfrau, von Ewigkeit der Gott sei und zwölf Apostel sein Gesetz verkündet haben; dass einer dieser Männer, mit einem Pilgerstab in der Hand, nach Maliapor gekommen sei, und eine Kirche dort selbst erbaut habe. Auch enthielt die Inschrift seinen Namen "Thomas" und bezeichnete ihn als einen heiligen Mann und frommen Büßer, der durch die Kraft seiner Worte die Könige von Koromandel, von Pandi und von Malabar und mehrere Nationen dem heiligen Gesetz, das er verkündete, unterworfen habe. Da die oben erwähnte Marmorplatte mit Blutflecken besprengt war, glaubte man, der heilige Thomas habe auf der Selben den Märtyrertod erlitten. Man legte diese Platte, als der Bau der Kapelle vollendet war, auf den Altar und mehrere Jahre nach einander überzog sich das Kreuz vor aller Augen mit blutigem Schweiß, wenn die Göttliche Liturgie gefeiert wurde.

Sieben christliche Kirchen in Indien führen heute ihre Wurzeln auf die Predigt des heiligen Apostels Thomas zurück und nennen sich deshalb Thomas-Christen. Über seinem Grab wurde auf dem Saint-Thomas-Mount 1547 eine Kirche errichtet, in der sich ein Kreuz mit einer mittelpersischen Inschrift aus dem 8./ 9. Jahrhundert befindet.

Der größte Teil seiner Reliquien wurde im 3. Jahrhundert nach Edessa, dem heutigen Sanlιurfa in der Türkei, übertragen. Der heilige Ephraem der Syrer berichtet, ebenso wie die syrischen Thomasakten, über die Rückführung der Reliquien durch einen Kaufmann in einem Schatzkästlein. Der heilige Gregor von Tours (538- 594) überliefert uns nicht nur, dass der Apostel Thomas in Indien wirkte und starb, sondern auch dass er lange Zeit dort begraben war, seine Reliquien nach Edessa überführt wurden, aber seine ursprüngliche Grabstätte weiter in Indien verehrt werde. Ähnliches teilt uns der heilige Isidor von Sevilla (560- 636) mit und berichtet auch über Art und Weise seines Märtyrertodes in Indien.

Unabhängig davon besteht in Südindien die beständige, aus apostolischer Zeit herrührende Tradition, von der dortigen Missionstätigkeit des Apostels, der Gründung der ersten sieben Gemeinden an der Malabarküste und von seinem Martyrertod in Mailapur an der gegenüberliegenden Koromandelküste. Auch bestätigt die lokale Überlieferung der Thomaschristen Indiens eine Überführung des größten Teils der Reliquien nach Edessa, wobei einige wenige Überreste im dortigen Grab verblieben seien, die man tatsächlich bei späteren Ausgrabungen auffand.

Der Bischof Ibas von Edessa ließ für seine Reliquien dort eine Kirche erbauen, das Haupt des heiligen Apostels Thomas wird in der Sioni- Kathedrale in Tiflis in Georgien aufbewahrt. Im Jahre 1218 kamen Reliquien des Apostels auf die griechische Insel Chios. Der Hauptteil der Thomasreliquien kam durch die Kreuzfahrer 1258 von Edessa nach Ortona in Italien und sie werden heute dort in einem Schrein in der Unterkirche des Domes verwahrt. Schon früh gab es Reliquien in Mailand in der Basilika der Apostel. Das Martyrologium des antiken christlichen Schriftstellers Hieronymus beschreibt sie. Auch das ursprüngliche Grab in Indien ist nach wie vor eine stark frequentierte Wallfahrtsstätte.

Außer der Sankt- Thomas- Basilika an der Stelle des Apostelgrabs in Mylapore gibt es in Süd- Indien zahlreiche Wallfahrtsstätten die sich auf den heiligen Apostel Thomas und sein dortiges Missionswirken beziehen. Die berühmtesten sind:

  1. Die Kirche auf dem St. Thomas Mount bei Madras, die überlieferte Stätte seines Martyriums.
  2. Die Kirche auf dem Little Mount bei Madras, mit einer Höhle in der sich der heilige Apostel Thomas vor seinem Martyrium versteckt hat.
  3. Berg und Kirche von Malayattoor in Kerala, wohin sich der heilige Apostel Thomas längere Zeit zu Gebet zurückgezogen hat.
  4. Die Kirche von Kodungallur. Hier in der einstmals berühmten Hafenstadt landete der heilige Apostel Thomas gemäß der Überlieferung im Jahre 52 und sie ist eine der sieben Urgemeinden des Apostels. Dort wird eine Handreliquie des Heiligen verehrt.
  5. Die Kirche von Palayur, eine der sieben Urgemeinden an der Malabarküste, ein ehemaliger Hindutempel, den der heilige Apostel Thomas nach Bekehrung der meisten örtlichen Brahmanen in eine Kirche umgewandelt hat.

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