Unser Glaube

Die wundertätige Ikone der allheiligen Gottesgebärerin „Feodorovskaja“

Gedenktag

14. März und 16. August

In unserer Pariser Kathedrale wird in einem besonderen Schrein rechts von der Ikonostas eine Kopie der wundertätigen Ikone der Gottesmutter „Feodorovskaja“ aufbewahrt. Viele Gläubige aus unserer ganzen Diözese verehren diese Ikone in ganz besonders inniger Weise.

Erste Berichte über die Ikone der Gottesmutter „Feodorovskaja“ stammen aus dem zwölften Jahrhundert. Damals befand sich die Ikone in einer kleinen Holzkapelle unweit der Stadt Gorodec. Bei den Bewohnern dieses Gebietes war bekannt, dass die allheilige Gottesgebärerin die Anliegen und Bitten der Beter zu erhören pflegte, die aus innigstem Herzen vor dieser Ikone zur ihr beteten. So wurde bei der Kapelle dieser wundertätigen Ikone alsbald das Theodorskloster von Gorodec errichtet. Als im Jahre 1238 der Mongolenchan Batu Russland verwüstete, wurde auch die Stadt Gorodec von ihm niedergebrannt und so gut wie vollkommen vernichtet. Da auch das Kloster ein Raub der Flammen geworden war, dachten die Einwohner von Gorodec, dass auch die von ihnen so verehrte Ikone durch das Feuer vernichtet worden sei.

Aber nach einiger Zeit ließ die allheilige Gottesmutter ihr wundertätiges Bildnis von Neuem erscheinen. Dies geschah auf folgende Weise: Der Fürst Vasilij von Kostroma, ein jüngerer Bruder des heiligen Großfürsten Alexander von der Newa, kam bei der Jagd in einen tiefen Wald. Auf einer Föhre erblickte er plötzlich eine Marienikone. Als er versuchte, diese herunterzunehmen, erhob sich die Ikone plötzlich in die Luft. Er war über das Geschehen so verwundert, dass er sofort nach seiner Rückkehr von der Jagd den Geistlichen in der Stadt davon berichtete. Darauf zog eine Prozession unter Beteiligung vieler Einwohner von Kostroma in den Wald zu der Stelle, wo sich die Ikone befand. Vor der Ikone wurde dann ein Bittgottesdienst gefeiert. Danach nahmen die Geistlichen die Ikone vom Baum und trugen sie nach Kostroma, wo sie in der Kathedrale des heiligen Theodor Stratilates zur Verehrung aufstellt wurde. Vom Patrozinium dieser Kirche, in der die Ikone nun aufbewahrt wurde, stammt auch der heutige Name der Ikone. An dem Ort ihrer Erscheinung wurde ein Kloster zu Ehren der “Nicht von Menschenhand geschaffenen Ikone des Erlösers” gegründet, an deren Festtag die Ikone “Feodorovskaja” gefunden worden war.

Seit diesem Tage, an dem die wundertätige Ikone in der Kathedrale zur Verehrung aufgestellt wurde, riss der Zug der Hilfesuchenden vor der Ikone der allheiligen Gottesgebärerin nicht mehr ab. Es ereigneten sich dort auf die Fürsprache der Gottesmutter viele Heilungswunder, denn es ging eine große Gnade der Gebetserhörung von dieser Ikone aus. Unzählige Gläubige, die die Ikone voll Vertrauen auf die Fürsprache der allheiligen Gottesgebärerin verehrten, fanden Heilung und Hilfe in ihren körperlichen und seelischen Nöten. Unter ihnen befanden sich auch viele Bewohner der Stadt Gorodec. Sie erkannten in dem neu erschienenen Bild sofort jene Ikone, die sich vorher bei ihnen befunden hatte. Nach einigen Jahren wurde die Kathedrale durch einen Brand vernichtet. Alle waren sehr betrübt, da sie meinten, dass auch die Ikone verbrannt sei. Aber am dritten Tag nach dem Brand wurde sie, vom Feuer vollkommen unversehrt, in der Asche wieder aufgefunden. An der Stelle der abgebrannten Kathedrale wurde ein neuer Bau aus Stein errichtet. Dort wurde die heilige Ikone erneut zur Verehrung aufgestellt.

Im Jahre 1260 griffen die Tataren die Stadt Kostroma an und der Stadt drohte die vollständige Vernichtung; ein Schicksal, das schon viele russische Städte durch die mongolischen und tatarischen Heerzüge ereilt hatte. Aber der Fürst und die Bewohner der Stadt setzten all ihre Hoffnung auf die allheilige Gottesgebärerin und baten sie, doch die Stadt durch ihre Fürbitte zu retten. Während das Heer dem Feind entgegenzog, trug man auch die wundertätige Ikone unter Bittgesängen mit. Als nun die beiden Heere aufeinander trafen, ereignete sich plötzlich ein Wunder, denn die tatarische Streitmacht ergriff plötzlich die Flucht. Diese plötzliche Errettung vor der feindlichen Übermacht wussten die Menschen von Kostroma der Hilfe der allheiligen Gottesgebärerin zu danken.

Die Ikone “Feodorovskaja” wurde auch von der Dynastie der Romanovs sehr verehrt. Wie vor dieser Ikone die Berufung des ersten Zaren aus dem Geschlecht der Romanovs erfolgte, so begleitete sie die Romanovs bis an ihr blutiges Ende. Im Ipatjevhaus wurde nach dem Mord an der Zarenfamilie eine Kopie der Ikone “Feodorovskaja” gefunden, die die Zarin Alexandra auf ihrer letzten Reise mitführt hatte.

In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, in der Zeit größter Verfolgungen der Kirche durch die kommunistischen Gewaltherrscher, wurde auch die Mariä-Entschlafungs-Kathedrale in Kostroma zerstört, in der die wundertätige Ikone seit Jahrhunderten aufbewahrt worden war. Heute befindet sich die heilige Ikone in der unlängst wiederaufgebauten Epiphanias-Kathedrale der Stadt.

Das Fest der Ikone “Feodorovskaja” wird im russischen Kirchenkalender zweimal im Jahr begangen: am 14. März und am 16. August.


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