Aus dem Kirchenjahr

Hochfest der Erhöhung des heiligen und lebenspendenen Kreuzes

14. September

Am 14. September feiert die heilige Kirche das Hochfest der Erhöhung des heiligen und Lebensspendenden Kreuzes. Nachdem die heilige Kaiserin Helena so glücklich war, das wahre Kreuz Christi zu finden, ließ sie an der selben Stelle, wo sie es fand, eine prächtige Kirche bauen, und in der selben die Hälfte des heiligen Kreuzes, reich in Gold und kostbaren Steinen gefasst, niederlegen; die andere Hälfte sandte sie ihrem Sohne, Kaiser Konstantin, der mit der tiefsten Verehrung dieses kostbare Geschenk empfing. Einen Teil behielt er in Konstantinopel, den anderen schickte er nach Rom in die Kirche, welche er dort mit großer Pracht erbauen ließ, und welche unter dem Namen der „Kirche zum heiligen Kreuz in Jerusalem” noch heute steht.

Der Teil des heiligen Kreuzes, welcher in der heiligen Kreuz-Kirche in Jerusalem aufbewahrt wurde, stand in höchster Verehrung. Von allen Seiten strömten Pilger herbei, um dies Kreuzholz zu sehen, und dort zu Dem um Hilfe zu flehen, der an diesem Holze für das Heil der Welt gestorben ist. Die frommen Pilger waren aber damit noch nicht zufrieden, sondern sie erbaten sich auch kleine Partikel des hl. Kreuzes. Der heilige Cyrillus, der 24 Jahre nach dem heiligen Makarius Bischof von Jerusalem wurde, versichert, dass die ganze Welt mit kleinen Stücklein von diesem Teile des hl. Kreuzes in Jerusalem angefüllt sei. der hl. Makarius und seine Nachfolger, wie auch der heilige Cyrillus teilten nämlich den Pilgern kleine Splitter des heiligen Holzes mit, und der Letztere sagt, dass er mit eigenen Augen gesehen, wie sich das heilige Holz doch nicht verminderte, so viel man auch Teile hinweg nahm. Eben dasselbe behauptet auch der hl. Paulinus, Bischof von Nola, und sagt, dass das Kreuzholz, obschon verdorrt und wie tot, sich wieder zu erzeugen und neu zu beleben schien, und diese wunderbare Kraft ihm durch den Tod Jesu, der an diesem Kreuze litt, mitgeteilt wurde. Daher auch dasselbe, obwohl so viele Menschen Teile davon erhielten, doch immer ganz bleibe, als hätte man es nicht berührt.

Bis zum Jahre 625 nach Christus blieb die Hälfte des heiligen Kreuzes in Jerusalem, als diese Stadt vom Perserkönig Chosroes II. belagert, und nach langer Verteidigung erobert wurde. Schrecklich hauste das Schwert der Perser, dieser geschworenen Feinde der Christen, unter den unglücklichen Bewohnern der Stadt. Wer nicht ermordet wurde, musste Sklave werden; auch der ehrwürdige Bischof Zacharias wurde fort geschleppt, aber zuvor musste er den Kasten, in welchen die Perser das geraubte Kreuzholz gelegt hatten, um es mit fort zu nehmen, mit dem Siegel seiner Kirche versiegeln. König Chosroes wusste nämlich, dass die Christen das Kreuzholz über Alles schätzen, und wollte es daher mit sich nehmen, in der Hoffnung, eine große Summe dafür als Lösegeld zu erhalten.

Der Kaiser Heraklius zu Konstantinopel zitterte und bat den Perserkönig um Frieden, allein dieser übermütige Christenfeind wollte nur unter der Bedingung Frieden machen, wenn der Kaiser und seine Völker Christum verleugnen, und die Sonne anbeten würden.

Diese schmachvolle Forderung empörte die Priester. Der Patriarch Sergius von Konstantinopel sprach dem kleinmütigen Kaiser Mut ein, bot ihm die Schätze der Kirchen und Güter der Geistlichen zum Kriege an, und führte ihn in die Hauptkirche der Stadt, wo er ihn vor dem Hauptaltare einen feierlichen Eid schwören ließ, mit dem Volke leben und sterben zu wollen. Jetzt fasste der Kaiser Mut; er entließ das Weib, mit welchem er im Ehebruche lebte, zog das Gewand eines Büßers an und begann nun den Krieg gegen den stolzen Feind und Lästerer Jesu Christi. Er selbst trug ein wundertätiges Bild unseres Herrn Jesu Christi und stellte sich damit an die Spitze des Heeres. Obgleich an Zahl geringer, griff er doch dass Heer des gottlosen Königs an, besiegte ihn und schlug ihn in die Flucht. Entsetzt eilte der geschlagene König in das Innere seines Reiches, und schleppte mit sich den Bischof Zacharias und das heilige Kreuz. Doch der Kaiser Heraklius setzte ihm nach. In einer elenden Strohhütte ergriff ihn die Ruhr. Wütend über sein Unglück ließ er seine zwei besten Feldherren hinrichten. Da empörte sich gegen ihn sein eigener Sohn Sisroes, den er enterben wollte, nahm ihn gefangen und ermordete ihn. Das gerechte Gericht Gottes hatte den Lästerer Christi erreicht. Wie er es seinem eigenen Vater gemacht, so geschah auch ihm. Er musste sterben durch seines eigenen Sohnes Hand. Dieser, nun König der Perser, bat den Kaiser Heraklius um Frieden. der Kaiser willigte ein, aber nur unter der Bedingung, dass das heilige Kreuz zurückgegeben und der Bischof Zacharias nebst den anderen Christlichen Sklaven in Freiheit gesetzt würden. Sisroes erlaubte es und gab den Kasten, in welchem das heilige Kreuz lag, wohl versiegelt und unversehrt zurück. Auf einem prachtvollen Wagen, von vier Elefanten gezogen, hielt hierauf der Kaiser seinen Einzug in Konstantinopel. Vor ihm wurde das heilige Kreuzholz her getragen. Im Frühjahr darauf zog der Kaiser mit einem glänzenden Gefolge nach Jerusalem, um das heilige Kreuz wieder zurück zu bringen und Gott für den erhaltenen Sieg zu danken. In feierlicher Prozession, geschmückt mit dem kaiserlichen Ornate, trug der Kaiser selbst das Kreuzholz auf seiner Schulter. Als er aber unter allgemeinem Jubel und Gesang des Volkes zum Gipfel des Berges, auf dem die heilige Kreuzkirche stand, empor steigen und durch das Tor eingehen wollte, konnte er nicht mehr weiter; eine unsichtbare Macht hemmte hier seine Schritte. Der Kaiser erschrickt, das Volk staunt. Da erhebt Bischof Zacharias Augen und Hände zum Himmel, betet und spricht dann zum Kaiser:

„Du trägst den kaiserlichen Schmuck und Jesus Christus war arm gekleidet; dein Haupt ist mit der Krone geziert, Er aber war mit Dornen gekrönt; du bist beschuht und Er ging barfuss.”

Sogleich legte der Kaiser seine Kleider, seine Krone und seine Schuhe ab, zog den Mantel eines gemeinen Mannes an, und nun konnte er ohne Hindernis und leicht das Kreuz in die Kirche tragen und auf den Altar stellen, wo es zuvor gewesen.

Als der Kasten geöffnet und das heilige Holz zur Verehrung des Volkes ausgesetzt wurde, geschahen viele wunderbare Heilungen.

Das Andenken an diesen Tag der Erhöhung des heiligen Kreuzes wird seitdem am 14. September gefeiert.

Einige Jahre nach diesem denkwürdigen Tage eroberten die Sarazenen Jerusalem, und um das heilige Kreuz nicht dem Spotte der Ungläubigen zu überlassen, wurde es zuvor nach Konstantinopel gebracht. Von diesem und dem Teile, der noch vom Kaiser Konstantins Zeit dort sich befand, machten die nachfolgenden Kaiser mit mehreren Partikeln Geschenke an christliche Fürsten und hohe Herren, die damals solche heilige Partikeln wie den kostbaren Schatz ehrten.

Quelle: Ökumenisches Heiligenlexikon.

Reliquien des heiligen Kreuzes in Deutschland

Kreuzpartikel in der byzantinischen Staurothek im Limburg an der Lahn

Die Limburger Staurothek ist ein in Konstantinopel um 945 bis 959 entstandenes Kreuzreliquiar. Sie wurde im 10. Jahrhundert von den beiden byzantinischen Kaisern Konstantin VII. Porphyrogennetos und Romanos II. gestiftet. Während des 4. Kreuzzugs verschleppte der Ritter Heinrich von Ulmen unter vielen anderen Stücken der byzantinischen Schatzkunst auch die Staurothek nach Deutschland. Als seine Stiftung kam das Reliquiar in das Augustinerinnenkloster Stuben bei Bremm an der Mosel. Nach der Auflösung des Klosters gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde es auf die Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz gebracht, von wo es in Besitz des Fürsten von Nassau- Weilburg gelangte. Dieser schenkte es im Jahre 1835 dem neuerrichteten katholischen Bistum in Limburg. Das Reliquiar wird heute im Diözesanmuseum in Limburg, die Kreuzesreliquie jedoch im Limburger Dom selbst, aufbewahrt.

Kreuzreliquar aus dem Münsterschatz des Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd:

Das älteste und kostbarste Stück des Münsterschatzes stellt das Heilig- Kreuz-Reliquiar dar, das immer zum Patrozinium im Münster zu sehen ist. Das um 1440 geschaffene silberne, zum Teil vergoldete und mit blauem Email verzierte Kreuz enthält ein in Gold eingefasstes Stück Holz, das vom heiligen und lebenspendenden Kreuz Christi stammt. Ein Splitter des heiligen Kreuzes wurde von Staufer Konrad III. im 12. Jahrhundert an Kloster Lorch geschenkt, dem die Stadt Schwäbisch Gmünd unterstellt war. Die Lorcher Reliquie war ein „großes Stück vom Kreuz Christi“. Ein Reliquienverzeichnis des 15. Jahrhunderts beginnt: „Vom heiligen Kreuz ein großes Stück“ („Item de sancta cruce magna pars“). Die Kreuzreliquie wurde in einem mit Gold und Silber geschmückten Reliquiar aufbewahrt. Wo die Lorcher Reliquie letztendlich verblieben ist, lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei klären. Die Tradition besagt, dass die Lorcher Reliquie und der Kreuzpartikel in Schwäbisch Gmünd ein und derselbe sind.

Kreuzreliquar aus dem Kloster Scheyern

Als Scheyrer Kreuz, auch Scheyerer Kreuz, wird eine Monstranz im Klosters Scheyern bezeichnet, das einen Splitter des Heiligen Kreuzes bewahrt. Die Scheyerer Kreuzreliquie ist nach der Form des byzantinischen Patriarchenkreuzes gefasst; das erklärt die beiden Querbalken. Der obere Balken symbolisiert die Kreuzinschrift, die bei der Kreuzverehrung in Jerusalem gezeigt wurde. Nach den Unterlagen des Klosters kam das Kreuzpartikel erstmals während der Amtszeit von Abt Ullrich III. (1135– 1160) in die Abtei, doch erst dessen Nachfolger setzte es 1180 der öffentlichen Verehrung aus. Seit 1362 wird Scheyern als „Kloster des heiligen Kreuzes“ genannt. Zu dieser Zeit war es ein „Reliquiar von Birnbaumholz, umgeben mit silberner, vergoldeter Treibarbeit“. Von 1511 bis 1513 ließ der damalige Abt die Reliquie gotisch in Gold und Edelsteinen fassen. In den Jahren 1734–1757 wurde es durch den Augsburger Goldschmied Herkommer durch ein noch heute erhaltenes Ostensorium im Rokoko- Stil aus Silber ersetzt.

Am Fest Christi Himmelfahrt findet der Kreuzritt, eine Prozession zu Pferde in den Dörfern rund um das bayrische Kloster Scheyern statt. Nach der Ankunft der Prozession im Klosterhof wird der Segen mit der Heilig- Kreuz- Reliquie erteilt.

Zusammengestellt von Thomas Zmija- Horjanyj


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