Unser Glaube

Vorfastensonntage und die ersten drei Sonntage der Großen Fastenzeit

Die Bedeutung der Fastensonntage

Sonntag des Jüngsten Gerichts oder des Fleischverzichts

Matthäus 25:31-46
Es ist die feste Überzeugung und der Glaube der Kirche, dass Christus ein zweites Mal auf die Erde kommen wird, nicht um die Welt zu erlösen, sondern in ‚Herrlichkeit,’ um die Welt zu richten.
Jemand könnte fragen: Da Gott das Schicksal jedes Einzelnen im Voraus kennt, warum hat er nicht verhindert, dass Ungläubige und Missetäter geboren werden, wenn sie dann auf ewig verdammt werden?
Das Schicksal der Menschen wird hier auf Erden bestimmt, denn nach dem Tod gibt es keine Gelegenheit mehr für Reue um seinen Zustand zu verbessern. Des Menschen endlicher Geist kann Gottes Liebe für Seine Erlösung und für Sein Urteil zur Verdammnis nicht begreifen.
Doch ist hier der Mittelpunkt des Glaubens, dass es einen höchsten Richter gibt für diejenigen, die während ihrer irdischen Zeit unentdeckt und unbestraft Frevel und Missetaten begangen haben.
Wenn wir uns der großen Fastenzeit und Ostern nähern wird der Christ gemahnt, seine Fehler durch Fasten, Beten und Almosengeben zu korrigieren, wie es in der Evangeliumsperikope dieses Tages steht.
Das jüngste Gericht wird jeden Menschen zuteil nach den guten Werken, die er als Ergebnis seines Glaubens an Gott und seine Anbetung getan hat. Diese guten Werke sind an die ‚Geringsten’ gerichtet, an die in Not, wie Christus selbst sagt,
was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.

(V. 45)


Sonntag der Vergebung oder Kase-Fastensonntag

Matthäus 6: 14-21
Das Thema dieses Sonntags bezieht sich auf die Vertreibung Adams aus dem Paradies. Adam im Paradies missbrauchte seine Freiheit dazu, sich selbst zu erlauben vom Bösen verfuhrt zu werden, um das Gebot zu missachten, nicht von der Frucht des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen.
Der Böse überzeugte ihn, dass er durch diese Tat mehr wissen wurde als Gott. In ihren Hymnen zeigt uns die Kirche den Zustand Adams außerhalb des Paradieses, wie er weint und hart für seinen Lebensunterhalt arbeitet.
Die Evangeliumsperikope des Tages bezieht sich auf die Art des Betens, Fastens und Almosengebens und auf alle guten Werke. Diese müssen im Verborgenen getan werden, ohne sich ihrer zu rühmen. Der Sinn des Sonntags ist Gottes Nachsicht mit der menschlichen Schwache,
denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.


(V. 14-15)
Die Woche (sechs Tage) vor dem Kase-Fastensonntag und nach dem Sonntag des Fleischverzichts ist die Ergänzung der Periode der Großen Fastenzeit auf vierzig Tage (ohne Samstage und Sonntage). Der Name beinhaltet, dass das Fasten dieser Woche der allmähliche Übergang, vom Fleischessen zum strikten Fasten der Fastenzeit ist, die am nächsten Tag, Montag, beginnt. Die erste Woche der Fastenzeit endet mit dem Sonntag der Orthodoxie.

Erster Fastensonntag – Sonntag der Orthodoxie

Johannes 1: 43-52
Dieser Sonntag gedenkt der Rückkehr der heiligen Ikonen in die Kirchen aufgrund der Entscheidung des Siebenten Ökumenischen Konzils (787). Die Kirche bestimmte, dass diese Feier jedes Jahr am ersten Sonntag der großen Fastenzeit als Sonntag der Orthodoxie, beginnend mit dem 11. Marz 843, stattfinden soll.
Jedes Jahr wird an diesem Sonntag der Triumph des Glaubens der Orthodoxie mit großer Feierlichkeit begangen.
Nach dem Hl. Johannes von Damaskus ist die Ikone Christi eine ausdrückliche Bestätigung und Erinnerung an die Tatsache Seiner Menschwerdung, die eine lebenswichtige Bedeutung für das Heil der Gläubigen hat, eine Bestätigung, die bis heute in der Orthodoxen Kirche maßgeblich ist.
Die Feier des Tages umfasst eine Prozession mit den heiligen Ikone um die Kirche.
Der Sonntag der Orthodoxie fordert die Menschen auf, sich wieder der tiefen Bedeutung ihres Glaubens zu widmen und einstimmig zu erklären: „Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller“.

Zweiter Fastensonntag – Hl. Gregor Palamas

Markus 2:1-12
Dieser Sonntag erinnert an das Leben des Hl. Gregor Palamas (14. Jahrhundert). Die Kirche widmet diesen Sonntag dem Hl. Gregor für seinen orthodoxen Glauben, sein theologisches Wissen, sein tugendhaftes Leben, seine Wunder und sein Bemühen, die orthodoxe Lehre vom geistlichen Leben (Hesychasmus = aus dem Griechischen für ‚Ruhe’) zu erklären.
Der heilige Gregor hat in seinen Schriften auch den Unterschied zwischen dem „Wesen“ und den „Energien“ Gottes erklärt.
Der Hl. Gregor widmete sich einem asketischen Leben von Gebet und Fasten, wie es in der großen Fastenzeit praktiziert wird.

Dritter Fastensonntag – Sonntag der Kreuzverehrung

Markus 8:34-9,1
Dieser Sonntag erinnert an das verehrungswürdige heilige Kreuz und an die Kreuzigung unseres Herrn Jesus Christus.
Die Verehrung des heiligen Kreuzes zur Mitte der großen Fastenzeit soll die Gläubigen jetzt schon an die Kreuzigung Christi erinnern. Deshalb beziehen sich die Perikopen und die Hymnen auf die Passion, das Leiden, Jesu Christi.
Die Perikopen dieses Tages wiederholen die Berufung des Christen durch Christus, ihm sein Leben zu weihen, denn „wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“ (V 34).

Der Vers zeigt klar die Art der Hingabe, die für einen orthodoxen Christen notwendig ist in drei Schritten:
1. Seines Hochmuts und Ungehorsams gegen Gottes Plan zu entsagen
2. sein persönliches Kreuz (die Schwierigkeiten des Lebens) zu tragen
3. Wer sich selbst verleugnet und sein Kreuz trägt, wird geführt durch die Gnade Gottes.
Diese drei Schritte sind drei Glieder, die nicht voneinander getrennt werden können.
Die hauptsächliche Kraft sie tun zu können ist die Gnade Gottes, die der Mensch immer anruft.
Die Verehrung des Kreuzes wird durch die Gläubigen ausgedruckt nicht allein im der Verehrung der Ikone des heiligen reuzes, sondern auch in Gebeten, im Fasten, im Almosengeben und in der Vergebung der Übertretungen anderer.
An diesem Sonntag wird der Kreuzverehrung in einem besonderen Gottesdienst gedacht, der der Feier der Göttlichen Liturgie folgt und in dem die geistliche Bedeutung des heiligen Kreuzes gezeigt wird, da es uns geistlich zum Oster-Mysterion führt.
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